Sonntag, 1. April 2012

Ich kämpfe nicht mit Waffen, nein..


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                                 Für dich würd' ich's tun.


Es scheinen tausend zu sein. Tausend Männer, alle weit über 1,80m und sie rennen geradewegs auf mich zu. In ihren Rüstungen sehen sie aus wie Berge, die auf mich zu rollen. Jeden einzelnen Berg von ihnen gilt es nun zu Fall zu bringen. Tausend Männer gegen mich. Sie alle wollen nur das Eine: Meinen Tod. Sie kommen näher, mit ihren Schwertern, immer näher. Ich hab keine Angst. Ich bin zwar unbewaffnet, aber ich weiß, dass ich stark genug bin, einen nach dem anderen mit der bloßen Faust zu töten. Komme was da wolle, ich schlage auf jeden ein, der an mir vorbei will. Ein Schwert trifft mich, schneidet tief in meinen rechten Arm. Egal. Ich mache weiter, reiße dem Angreifer sein Schwert aus der Hand und ramme es ihm in’s Gesicht. An Helme haben diese Idioten nicht gedacht. Jeder ist verwundbar, selbst die stärksten Krieger. Ich schmeisse das blutige Schwert auf den Boden, direkt neben den toten Angreifer. 
 Ich kämpfe nicht mit Waffen, nein. Ich kämpfe mit meinem Verstand, meiner unbegrenzten Wut und meinen nackten, geballten Fäusten. Ich schlage ihnen in die Gesichter, höre Nasen brechen und Schwerter klingen. Ich renne nicht weg, ich habe keine Angst. Ich stell mich gegen diese Männer, von denen jetzt nur noch knapp über 900 übrig sein dürften und kämpfe. Ich werfe einen kurzen Blick nach hinten, sehe dich auf dem Boden liegen und werde im nächsten Augenblick auch schon von hinten angegriffen. Ich ziehe dem Angreifer die Beine unter dem Körper weg, nehme sein Schwert und trenne ihm den Kopf ab. Ich hätte ihn länger leiden lassen sollen. Er war derjenige, der dich zu Boden geworfen hat. Ich blute, habe tierische Schmerzen im rechten Arm und in der Hüfte, aus der ich mir eben noch einen Dolch ziehen musste. Auch mein Gesicht hat mehrere Kratzer abbekommen. Langsam werde ich schwach. 
Ich nehme meine ganze Kraft zusammen und denke daran, dass sie dir weh getan haben, die Hurensöhne. Sie haben dich zu Boden geworfen und auf dich eingestochen. Du musst höllische Schmerzen haben.  Ich werde sie für dich töten. Ich werde sie alle töten, niemand tut dir ungestraft weh. Niemand! Kiefer und Nasen brechen. Sie fallen zu Boden, brechen sich das Genick. Die Hälfte ist geschafft. Meine Kraft nimmt mehr und mehr ab und meine Konzentration verschwindet. Immer wieder schaue ich nach hinten zu dir, um mich zu vergewissern, dass du noch lebst. Du atmest schwer, du leidest. Und ich leide mit dir. Ich habe Angst, du könntest sterben. Und genau diese Angst um dich, macht mich wütend. Und die Wut macht mich stark. Stärker als tausend Krieger.  Ein kleines, unbewaffnetes und verletztes Mädchen, das für ihre Liebe kämpft. Das bin ich. Und ich werde nicht aufgeben, bevor sie alle tot sind. Entweder sterben alle 400 Mann, die noch gegen mich kämpfen, oder ich. 
Noch einmal drehe ich mich zu dir um, werde von der Seite angegriffen und verliere das Gleichgewicht. Ich liege am Boden, weine und habe Angst, dass sie dich umbringen. Ich rolle mich zur Seite, trete dem Angreifer das Schwert aus der Hand und als er sich bückt, um es aufzuheben, trete ich ihm mit voller Wucht von unten gegen sein Kinn. Ich nehme sein Schwert und steche auf ihn ein, bis er schließlich aufhört zu atmen. Ein kurzer Blick über die Schulter – du atmest noch. Es ist bald Abend und noch immer stehe ich auf dem Schlachtfeld. Keiner hat sich mehr in deine Nähe getraut, sie wissen genau, was auf sie zu kommt, falls sie dir zu nahe kommen sollten. Ich brauche eine Pause, wenigstens etwas zu Trinken, aber ich kann jetzt nicht aufhören zu kämpfen. Überall liegen Leichen. 
Die letzten, knapp 50 Männer stürzen auf mich zu. Ich nehme einem Gefallenen die Trinkflasche ab und werfe sie zu dir rüber. Ich werfe einen Blick nach hinten, du schaust mich dankbar an und nimmst all deine Kraft zusammen, um einen großen Schluck Wasser zu trinken. Dir scheint es besser zu gehen als eben, du hast die Augen offen und kannst dich gerade hinsetzen. Stehen scheinst du nicht zu können, dein linkes Bein blutet stark. Du hast gekämpft, so gut du konntest, hast schon vor den tausend Männern einige Hundert erlegt. Schwerter treffen mich, einige male gehe ich zu Boden, stehe wieder auf und werfe dir weitere Wasserflaschen zu, um deine Wunden reinigen zu können. Ich schaue mich um. Dolche, Schwerter und riesige Hellebarden liegen neben den Leichen. Ich hab’s geschafft. 
Du lebst und nun kann dich niemand mehr angreifen. Sie scheinen von weit her gekommen zu sein, sie haben Fladenbrote  und reichlich Wasser in ihren Taschen. Ich nehme ein Fladenbrot aus der Tasche eines Gefallenen und gehe zu dir. Ich setze mich neben dich, reiche dir das Brot und frage dich, ob du große Schmerzen hast. Du nickst leicht, reißt ein großes Stück vom Brot ab und gibst es mir. Ich habe keinen Hunger, lasse das Brot auf meinem Schoß liegen. „Du musst essen.“ , sagst du. Ich gebe dir einen langen Kuss, lehne mich erschöpft an dich, murmel ein leises „Ich liebe dich“ und gehe in’s  Licht. Das letzte, was ich auf meiner Haut spüre, ist eine warme Träne von dir.
Für dich würd ich’s tun.

4 Kommentare:

  1. Du schreibst wirklich gut :)

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  2. wie gut du deine fantasievollen gedanken einfach in so einen guten text verpacken kannst, wow. <3

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  3. Wirklich bildlich geschrieben. Nimmt einen richtig mit :)

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